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BOSAE - Bindungsorientierte - systemische Ausbildung für Eltern

von Wolfgang Pfeiffer 04 Nov., 2018
Unsere Identität und damit auch unsere eigene Würde ist intensiv mit unserem Schamgefühl verknüpft. Zum Glück! Die Scham warnt uns, wenn unsere Grenze verletzt wird, alarmiert uns, wenn dem Selbst Gefahr droht. Scham löst gerne Mitscham aus und bildet so einen gemeinsamen Ressonanzraum. Sie unterstützt unsere Regulationsfähigkeit im Umgang und in der Kommunikation mit unseren Mitmenschen, damit wir spüren können, ob wir gerade verletzend sind oder verletzt werden. Sie kann natürlich auch eingesetzt werden, um andere zu Beschämen, ihre Würde zu verletzen und damit übergriffig ihre Grenze zu destabilisieren. In der Politik finden leider mittlerweile fast täglich populistische "Beschämungsversuche" statt. Zum Beispiel wird ständig versucht, unsere "Heimat" (als Begriff?) auf irgendwelche "Grenzverletzungen" zu reduzieren. In lebensbedrohlichen Situationen wird die unterdrückte Scham des Peinigers aufgenommen und zur eigenen gemacht. Gerade deshalb ist die Dunkelziffer bei Übergriffen, Nötigungen und jeglichem Mißbrauch so hoch. Die Scham wird zum extremen doppelten Schmerzgefühl, weil die eigene Würde, die eigene Identität, das eigene Selbst in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Eigene und fremde Scham verschmelzen zu einem völlig überfordernden Gefühl der Ohnmacht. Die Scham verbindet sich mit unserem "Inneren Kritiker" oder "Inneren Aufpasser" oder "Innerem verletzten Kind", für diesen Anteil gibt es viele "Bezeichnungen" und unterstützt und verstärkt einen einschränkenden "Scheuklappen- oder Tunnelblick". Der Kritiker, der Aufpasser, das verletzte Kind haben im Laufe unseres Lebens viele Denk- und Verhaltensmuster gelernt und ihre Überängstlichkeit hinter einem überkritischen hochsensiblen Warnsystem versteckt. Seine Interpretationen neigen aufgrund der "Scheuklappen zu unrealistischen, teilweise extremen Handlungsideen, können zu übersteigerten Ängsten und wenig hilfreichen Schlussfolgerungen führen und überprüft deshalb kaum, ob die Strategie sinnvoll, der Situation angepasst, wirklich hilfreich ist und ob eine andere mehr unterstützt. Zuneigung und Anerkennung werden nicht aus dem eigenen Selbstwert gestärkt, sondern nur über andere Menschen erlebt und wahrgenommen. Die Lebensfreude wird begrenzt. Um diesen inneren Kritiker, Aufpasser, Inneres verletztes Kind in einen freimachenden Lernprozess zu bringen braucht es ein häufiges bis tägliches Üben. Das innere verletzte, ängstliche Kind, vielleicht getarnt als Aufpasser oder Kritiker, braucht Regulationshilfe . Möchte sich sicher und geborgen fühlen. Nur so kann es Lernen und neue Strategien integrieren. Die Schematherapie ist diesbezüglich (neben anderen) eine wunderbare Hilfe in der Integration innerer Instanzen, wenn das innere verletzte und ängstliche Kind so stark verletzt wurde, dass es "alleine sich nicht helfen kann". In meinem Beitrag "Vergebung - Ein Weg in die Selbstfreiheit" finden Sie eine Affirmation, die je nach innerem Thema und Schamempfinden so moduliert werden kann, dass sie ihr inneres verletztes und ängstliches Kind so herunterregulieren, dass es von den erwachsenen Anteilen, die jeder Mensch besitzt, lernen kann und der "Tunnel" sich allmählich wieder in einen "Horizont" verändert. In meinen Beiträgen "Herausforderndes Verhalten" können Sie ein klares Bild davon bekommen, was passiert, wenn sich ein Kind nicht regulieren kann.
von Wolfgang Pfeiffer 31 Aug., 2018
Mit Affirmation zur Unterstützung des "Verdauungsprozesses"
von Wolfgang Pfeiffer 11 Aug., 2018
Wie oft stehen wir vor unseren Kindern und rätseln, was nun schon wieder los ist. Kennen Sie das, eine kleine Aufforderung an ihr Kind führt zu einem Drama und ihrem Kind und Ihnen geht es hinterher einfach nur schlecht? Seit über 35 Jahren bin ich dem Phänomen Kind praktisch, theoretisch, phänomenologisch, bindungsorientiert, systemisch und vielen weiteren Sichtweisen auf der Spur. Vieles habe ich über eigene Fehler und Korrekturen entdecken dürfen. Ich lebte mit meiner Frau, vier eigenen Kindern und vielen Pfegekindern 25 Jahre analog, dass heißt rund um die Uhr über die ganze Woche, in einem Kinderdorf zusammen. Arbeitete tagsüber als Pädagoge und Heilpädagoge mit Jugendlichen, die große Schwierigkeiten hatten, ins Berufsleben starten zu können. Gemeinsam arbeiteten wir am Aufbau eines Selbstwertes, am Verarbeiten der oft katastophalen Schulkarriere und an der Lust, einen Beruf erlenen zu wollen. Über handwerkliches und künstlerisches Tun, epochalen Unterricht und viel Zeit, die wir miteinander verbrachten. Nun sind die eigenen Kinder groß und stehen im eigenen Leben, ich bin Opa zweier wunderbarer Enkel und Bereichsleitung in einer Einrichtung in Konstanz. In meinem Blog möchte ich Sie mitnehmen auf eine Reise, nicht in ferne Länder oder auf hohe Berge oder in die Tiefsee, sondern auf eine Reise in die Lebenswelt des Kindes. Gerne möchte ich mit Ihnen meine Erfahrungen teilen im Verstehen der Welt des Kindes. Eine Reise die nicht endet solange wir leben, aber eine wunderbare Reise mit vielen Erfahrungen, Sichtweisen und Ideen. Da die Lebenswelt des Kindes großartig und komplex ist, unterteile ich in verschiedenen Beiträgen das Gesamtthema. So können Sie sich nach ihrem eigenen Interesse nach und nach die Mosaiksteinchen des Gesamtbildes herausnehmen. Jedes Steinchen vervollständigt die Lebenswelt des Kindes, wo ich auch anfange. Die Reise beginnt mit der Frage: Mein Kind fordert mich heraus - Was ist eigentlich "Herausforderndes Verhalten" Sie gehen mit ihrem 2 jährigen Kind in den Discounter einkaufen, setzen ihr Kind in den Einkaufswagen und legen los. Innerlich mit dem Einkaufzettel beschäftigt, merken sie nicht, dass ihr Kind auf eine Tüte im Einkaufswagen zeigt. Es schreit los. Sie reagieren, sehen was ihr Kind will, geben ihm die Tüte, ihr Kind hört auf zu schreien und beschäftigt sich mit der Tüte. Ihr Kind reguliert sich schnell selbst - kein Herausforderndes Verhalten - ihr Kind ist schlau und weiß, schreien ist besser als reden, wenn Mama/Papa einkauft. Gleiche Situation mit dem Unterschied, dass ihr Kind die Tüte auf den Boden wirft und weiterschreit. Es reagiert auch nicht mehr auf andere Angebote, schreit und schreit. Sie merken schon, wie sie selber in eine hohe Anspannung geraten und am liebsten mitschreien würden. Ihr Kind kann sich nicht mehr regulieren - sie können die Situation nicht kontrollieren - Herausforderndes Verhalten! Sie fordern ihr 10jähriges Kind auf, sein Zimmer aufzuräumen. Ihr Kind ist natürlich gerade mit was anderem wichtigen beschäftigt, wie immer, wenn diese Aufforderung kommt. Es reagiert pampig und haut einen dummen Spruch raus, der sie verletzen könnte. Sie reagieren mit ihrem speziellen Blick, den ihr Kind sofort versteht. Ich lass mich von Dir nicht provozieren aber du weißt genau, was die Konsequenz ist, wenn du nicht bald anfängst - Blick. Sie gehen aus dem Zimmer und hören nach einer Weile, dass ihr Kind aufräumt. Auch wenn der Spruch ihres Kindes verletzend war - kein herausforderndes Verhalten. Vielleicht hat es wirklich gerade intensiv gespielt. Stellen sie sich vor, sie sind gerade gemütlich mit ihrem/er PartnerIn zusammen und schmusen miteinander. Auf einmal sagt ihr/e PartnerIn, "Du mach mal gerade alleine weiter, ich muss noch schnell meine E-Mails checken." ...... Ich möchte nicht hören, was ihnen da alles einfällt. Aber genau so kann, wohlgemerkt kann es ihrem Kind gerade gehen, wenn es mit seinem Spiel aufhören soll. Ähnliche Situation, aber auf ihre Aufforderung, das Zimmer aufzuräumen reagiert ihr Kind wütend, schimpfend, schreiend, schaukelt sich weiter hoch, geht hin und wirft Sachen im Zimmer rum. ..... Herausforderndes Verhalten Da kann schon ein hoher Leidensdruck entstehen, bei Ihnen und bei ihrem Kind und der Wunsch nach einer schnellen und gründlichen Lösung, nach einem hochwirksamen Patentrezept ist übergroß. Hinzu kommt noch der "Machtkampf" zwischen Ihnen und ihrem Kind, den sie leider nur verlieren können. Sie verlieren bei einem "Machtkampf" das wichtigste, was ihnen ihr Kind geben kann und meistens merken sie dies erst viel später, z. B. in der Pubertät, das Vertrauen ihres Kindes. Jeder "Kampf" im Sport z.B in unterschiedlichen Gewichtsklassen wird als unfair angesehen, und so haben auch die eingeschränkten Sportler ihre eigenen Wettkämpfe. (z.B. Paralympics) Genauso ist ein Machtkampf zwischen ihnen und ihrem Kind. Völlig unterschiedliche "Gewichtsklasse" und geanu dies führt bei uns Erwachsenen zu einem Gefühl von Machtlosigkeit, Ratlosigkeit und Ohnmacht. Also ihr Wunsch nach der schnellen Lösung gibt es leider nicht, sondern was es gibt, und ich kann ihnen gleich verraten, es wird ein anstrengender Weg, so wie eine Gebirgswanderung mit vielen raufs und runters ist folgendes:  • Entwickeln eines hilfreichen Umgangs mit herausforderndem Verhalten  • Erprobte Handlungsantworten  • Entwickeln von individuellen Annahmen für das Verhalten, sinnvollen Maßnahmen und Umlenkungsideen  • Gezielte Beruhigungs- und Auflösungsstrategien  • Übung in der Wahrnehmung von Anspannung (auf einer Skala von 0 bis 10) - Ärgerthermometer  • Urteilsfreie Wahrnehmung – zunächst keine Interpretationen  • Eigene Effekte und Gefühle reflektieren und bearbeiten und noch einiges mehr. Herausforderndes Verhalten hängt oft mit Wahrnehmungsbeeinträchtigungen zusammen:  - Entwicklungsbedingt (Trotzphase, Pubertät u. ähnliches)  - Somatisch (Krankheit, Schmerzen etc.)  - Psychisch (Verlust, unverdaute Konflikte, Missbrauch etc.)  - kindlichen Ängsten und Frust / Traurigkeit  - traumatischen Erlebnissen  - Überforderungen  - Übermüdung  - Sinnesstörungen (eingeschränktes Hören, Sehen, Sprache, Tasten etc.)  - Bindungsunsicherheiten (Umfeld-Faktoren wie Geschwisterkonflikte, Beziehungsstreit, Verlust eines Elternteils, Scheidung etc.  - ADHS, Autismus-Spektrum-Störung, etc.  - Verliebt sein  - Alkohol / Drogen  - Medikamente  - Deprivation / Hospitalismus  - Depression / Angststörungen Sollte ich ihr Interesse geweckt haben, dann können sie ja in den weiteren Beiträgen herumstöbern.
von Wolfgang Pfeiffer 10 Aug., 2018
Ich sehe Ziegeln - aber erkenne kein Dach. Ich sehe Bäume - aber erkenne keinen Wald. Ich soll mein Zimmer aufräumen - weiß aber nicht wie und wo anfangen. Um ein Verständnis von einer Wahrnehmungsbeeinträchtigung zu bekommen, lade ich sie ein, sich ein paar Situationen vorzustellen, in denen sie z.B. unter Schock standen oder so in Stress und Überforderung feststeckten, dass sie nicht mehr weiter wussten , oder so verliebt, dass sie nur das sahen, was sie sehen wollten und alles andere ausblendeten. Allen diesen Situationen gemein ist das erschwerte Erkennen von Gesamtzusammenhängen. Nun gibt es Kinder, bei denen sind solche Extremsituationen nicht die Ausnahme, sondern Dauerzustand. Gerade in sozialen Situationen ist es wichtig, Gesamtzusammenhänge zu erkennen, wo kann ich laut sein (Fußballplatz, Spielplatz) wo leise (Kirche), geht mich der Streit etwas an, oder halte ich mich da raus, sollte ich reagieren oder kann ich es ignorieren. (Aufforderung, Beleidigung, Provozieren) Auch unsichtbares sollte in die Wahrnehmung einfließen können wie Stimmungen, Werte, Regeln etc. All dies gelingt nur eingeschränkt und da es nicht die Ausnahme ist, sondern "Dauerzustand", lässt es sich auch kaum sofort erkennen, geschweige denn Verstehen oder Nachvollziehen. Und auch wenn sich das Kind es nicht anmerken lässt, dass wäre ja "uncool", es leidet selber am meisten. Da es oft seine Erfahrung ist, dass sein Umfeld z.B im Kindergarten und besonders in der Schule mit Unverständnis reagiert und ständig unerfüllbare Anforderungen stellt, die den Stress und die Überforderung erhöhen und damit genau das Gegenteil erreicht wird, nämlich eine Verstärkung der Wahrnehmungsbeeinträchtigung, reagieren viele Kinder mit Wut und Aggression. Ein Teufelskreislauf beginnt und das herausfordernde Verhalten wird chronisch. Schnell werden die Kinder stigmatisiert, mit Diagnosen wird küchenpsychologisch um sich geworfen und schnell hat ein Kind ADHS oder Asperger- Autismus. Dabei gibt es sehr viele andere Gründe für eine Wahrnehmungsbeeinträchtigung. (siehe Beginn der Reihe) Eine gute Diagnostik finden Sie in Sozialpädiatrischen Zentren oder Gemeinschaftspraxen mit einem umfassenden diagnostischen Angebot. Auch Spezialisten werden blind, wenn sie sich auf nur ein Thema eingeschossen haben. Deshalb ist Vorsicht geboten. Sollte Ihr Kind eine Diagnose auf ADHS oder innerhalb der Autismus-Spektum-Störung haben, dann können sie Pflegegeld für Ihr Kind beantragen. Grad 2 oder 3 ist üblich, also monatlich 316 oder 545 Euro. Das federt die Mehrausgaben für ihr Kind ein wenig ab.
von Wolfgang Pfeiffer 09 Aug., 2018
Bindung - Selbstbestimmung/Autonomie/Kontrolle - Selbstwert - Lust und Freude, diese 4 Säulen bilden die Grundbedürfnisse des Kindes. Und je mehr diese 4 Säulen beim Kind gestärkt werden, umso zufriedener kann es aufwachsen. Entscheidend ist dabei die Wahrnehmung. Hauptsächlich über die Wahrnehmung erlebt das Kind, ich bin wichtig (Nähe/Wärme/Bindung) und ich darf so sein, wie ich bin . (Selbstbestimmung/Autonomie/Kontrolle) Auf dem Spielplatz schaut ihr Kind immer wieder zu Ihnen und braucht ihren Blickkontakt und vielleicht ihr Nicken, damit es sich sicher fühlt und weiter ausprobiert, was es sich zutrauen kann. Schauen sie derweil auf ihr Handy, verunsichert dies ihr Kind. Je öfters es solche Situationen erlebt, umso mehr kommt es zu dem Schluss (unbewusst), oh das Handy ist wichtiger als ich. Wenn sie bei ihrem kleinen Kind alles mit Sprache begleiten, dann lernt ihr Kind nicht nur hervorragend die Sprache, sondern es erlebt sich wahrgenommen und wichtig. "Mama/Papa erklärt mir alles, gibt mir Nähe und nimmt mich wichtig" Wenn sie mit Spannung und Interesse beobachten, was ihrem Kind gefällt und was weniger, was ihm schmeckt und was weniger, wenn sie ihre eigenen Erwartungen an ihr Kind reflektieren und darauf achten, dass sie nicht ihr eigenes Leben ihrem Kind überstülpen, dann weiß es, ich darf so sein wie ich bin und werde geliebt, weil ich so bin wie ich bin. Die Befriedigung der Grundbedürfnisse ihres Kindes können aber auch in Konflikt stehen mit etlichen folgenden Faktoren:  -  Familiäre Belastungen:      Alleinerziehend, ungeeigneter Wohnraum, hohe Arbeitszeiten, Krankheit,                  frühe Elternschaft, finanzielle Notlagen, etc  -  Gesundheitliche Belastungen:  Frühgeburt, Sauerstoffmangel bei der Geburt, Wahrnehmungsbeeinträchtigungen,        Krankheit eines Elternteils, etc.  -  Schulische Belastungen:     Das Kind überfordernde Lernsituation, zu große Klassen, Mobbing,                  überforderte LehrerInnen, etc.  -  Kulturelle Belastungen:     fehlendes, soziales Netzwerk, keine Verwandten in der Nähe,                  in einem fremden Land, etc.  -  Mediale Belastungen:       Über Smartphone, Tablet, PC erlebte angsterzeugende Nachrichten und Filme,                  Cyber-Mobbing, Peer-Gruppen-Druck (muss ich auch haben, sehen,                  hören etc. , sonst gehöre ich nicht dazu), etc. Natürlich führen Konflikte zu Bewältigungsstrategien, deshalb möchte ich Ihnen hier die grundlegenden Strategien einmal aufzeigen: Bewältigungsstrategien zur Verhinderung unangenehmer Erlebnisse als Kompromiss zwischen den Grundbedürfnissen und den verinnerlichten Erwartungen (der Eltern; LehrerInnen; ErzieherInnen, etc.) Je nach persönlichen Veranlagung und den Beziehungserfahrungen können diese eher: unterordnend-erduldend              mit dem Aktionsmuster: Unterwerfung / Aushalten gefühlsabspaltend-vermeidend           mit dem Aktionsmuster: Flucht / Erstarrung kämpferisch – aggressiv „über“-ausgleichend     mit dem Aktionsmuster: Ausgleichsversuch                                     über Aggression und Kampf sein. Insbesondere der Konflikt zwischen Bindungsbedürfnis und Selbstbestimmung / Autonomie führen oft zu einem undurchschaubaren Wechseln zwischen den einzelnen Aktionsmustern, Erdulden / Vermeiden / Kampf/Aggression Vielleicht ist ihr Kind gar nicht faul, sondern auf der Flucht und gefühlsabspaltend vermeidend, vielleicht eine Provokation nur "über"- ausgleichend, eine Verweigerung eine weitere Fluchtstrategie, das ständige Nachfragen "Was machst du" unterordnend erduldend.
von Wolfgang Pfeiffer 08 Aug., 2018
Übliche Maßnahmen, damit eine Verhaltensweise nicht mehr gezeigt wird oder ganz verlernt wird, sind:     Strafe - Konsequenz - Belohnung Warum Strafe die ungeeignetste Maßnahme, eine kombination aus Konsequenz und Belohnung dagegen sehr hilfreich ist, soll folgende Fakten kurz und knapp erklären. Strafe: Der Versuch, Konfliktbewältigung abzukürzen! Häufige Bestrafung mindert das Selbstwertgefühl ihres Kindes und kann zu Motivationslosigkeit und Passivität führen. Ihr Kind sieht sein Fehlverhalten bei Bestrafung nicht ein und ändert deswegen seine Verhaltensweise auch nicht. Bestrafung beseitigt oft nicht das unerwünschte Verhalten, sondern unterdrückt es nur und verzögert vielleicht das zeitliche Auftreten. Ihr bestraftes Kind ändert oft nicht seine Verhaltensweise, sondern versucht der Strafe durch Erlernen neuer Verhaltensweisen zu entgehen, z.B. durch Flucht, Lügen, Einschmeicheln, vermeintliche Resignation – ist mir doch egal etc. Bestrafung kann ihre Beziehung zwischen Ihnen und ihrem Kind so stark belasten, dass das Vertrauensverhältnis belastet wird und gegenseitig schmerzlich vermisst wird. Häufiges Bestrafen kann zu aggressivem und feindseligem Verhalten führen. Strafe kann eine Verstärkung der unerwünschten Verhaltensweisen bewirken, z.B. wenn diese die einzige Form der Konfliktbewältigung darstellt und somit das Kind dies als „einzige Zuwendung“ auf unerwünschtes Verhalten erlebt. Das Modell der Bestrafung wird von ihrem Kind selbst eingesetzt, um sich gegen andere durchzusetzen. Mit allen Folgen in seinen Lebensbereichen. (Schule, Freunde, Freizeit etc.) Konsequenz: Das Kind lernt den Zusammenhang zwischen seinem Verhalten und der Konsequenz,       und lernt, Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen. Eine Konsequenz ist angekündigt und überschaubar ist zielorientiert – (SMART: spezifisch/konkret – messbar – akzeptiert/attraktiv – realistisch – terminiert/zeitlich überschaubar) ist verhältnismäßig ist berechenbar hat Bezug zu vorherigem Verhalten ist für ihr Kind nachvollziehbar und fühlt sich gerecht an. weckt die Einsicht, dass ein bestimmtes Verhalten bestimmte Folgen hat. weckt die Eigenverantwortung. schmälert nicht den Selbstwert ihres Kindes. wird mit Mitgefühl, eindeutig und klar ausgesprochen, aber nicht wütend. verlangt nicht nach Schuld und Sühne. verlangt nach gemeinsamen Lösungen, um den Konflikt ohne Bei- und Nachgeschmack vollständig aufzulösen. Belohnung: Das Kind lernt, dass eine Veränderung seines Verhaltens sehr angenehm sein kann und so gerne und selbstverständlich von ihm vermehrt gezeigt wird. positives Verhalten wird verstärkt. Ihr Blick konzentriert sich auf das gewünschte Verhalten. eine Belohnung sollte stets mit menschlicher Zuwendung einhergehen. Lust auf selbstwirksame, kindgerechte Verantwortung wird über das Gespräch mit ihrem Kind geweckt. Wichtig ist, dass Belohnungen keine Bestechungen sind, sondern nur als Unterstützung oder Verstärker für ihr Kind. Zunächst dem Kind schwerfallende Inhalte sollen positiv unterstützt werden. Es lohnt sich, weil der Nutzen größer ist als der Verzicht auf eine Verhaltensänderung. Achtung: Lob und Belohnung nutzen sich ab, wenn sie undifferenziert und/oder ohne menschliche Zuwendung verwendet werden. Besprechen Sie mit ihrem Kind das Verhalten mit dem sie nur schwer "Zusammenleben" können. Klären sie ihr Kind darüber auf, weshalb es ihnen so wichtig ist, dass es sich dieses Verhalten abgewöhnt. Klären sie mit ihrem Kind die Konsequenzen, Kinder haben oft selber gute Ideen und belohnen sie gelungene Tage, an denen es schon geklappt hat, z.B. mit Punkten oder Smilys. Stellen Sie ein dem Kind wichtige Sache in Aussicht oder kombinieren es mit der Medienzeit. Vielleicht hat auch ihr Kind ein Verhalten bei Ihnen entdeckt, welches sein "Zusammenleben" mit Ihnen ihm schwer fällt. Dann können Sie gegenseitige Vereinbarungen treffen. Mir fällt da z.B. der Umgang mit Hausaufgaben ein. Manche Kinder nervt es kolossal, wenn die Eltern kein Vertrauen haben und ständig meinen, die Hausaufgaben sind nicht erledigt.
von Wolfgang Pfeiffer 07 Aug., 2018
Herausforderndes Verhalten ist ein Überschreiten der "Magischen Grenze" . Das Kind kann seine Angst und seinen Stress nicht mehr selber herunterregulieren und erlebt einen Selbst-Kontrollverlust. Verstehen können wir dies, wenn wir uns mit dem Stress-Reaktionssystem beschäftigen und verstehen, welche Zusammenhänge dabei ineinandergreifen. Selbstverständlich geht es hier weniger um den Eu-Stress sondern um den Disstress. Dieser entsteht bei zu wenig Anreizen im oberen Schaubild Untererregung oder bei zuviel Anreizen, also im oberen Schaubild Übererregung. Unterforderung - Herausforderung - Überforderung Sind Motivation, äußere Herausforderung und eigenes Können im Gleichgewicht und Harmonie, erleben dies viele Menschen als "Flow".   "Ein beglückend erlebtes Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung (Konzentration) und restlosem Aufgehen in einer Tätigkeit, die wie von selbst vor sich geht." (aus Wikipedia) Erinnern sie sich an Situationen, bei dem ihr Kind etwas neues fundamentales erlernt hat, Gehen, Fahrrad fahren, Schwimmen, die große Rutsche auf dem Spielplatz rutschen und an das Gesicht ihres Kindes. Absolutes "Flow", oder? Sowohl Unterforderung als auch Überforderung, fehlende Motivation, z.B. aufgrund einer verletzenden, ironischen Bemerkung des Lehrers, oder eingeschränktes Können aus welchen Gründen auch immer, stören das Gleichgewicht empfindlich und führen über die Grenze hin zum Disstress. Der Bereich des Eu-Stress kann sehr breit sein, wenn die Grundbedürfnisse gut befriedigt sind und ein starker Selbstwert besteht und sehr schmal sein, wenn, ja wenn widrige Umstände, welche auch immer, Grundbedürfnisse und Selbstwert einschränken. Schauen wir uns den Disstress genauer an: Auf der körperlichen Ebene kann Stress sich folgendermaßen auswirken: erhöhter Energieumsatz Blutgerinnung erhöht Schwitzen höhere Muskelspannung im gesamten Körper erhöhte Gehirndurchblutung geweitete Pupillen Blutdruck erhöht trockener Mund Puls erhöht Verdauung stoppt Libido reduziert kalte Füße veänderte Ausschüttung von Botenstoffen und Hormonen etc. Das Stress-Reaktionssystem Stress ist eine Reaktion auf Art, Zeitpunkt und Intensität des Problems und aktiviert Bewältigungsstrategie. Durch unangenehme Situationen wird das Stress-Reaktionssystem sensibler und reagiert. Die Grundlinie verschiebt sich nach oben. Angst wird trotz Vorhanden-Sein nicht mehr wahrgenommen! Eine extreme Stressreaktion führt zu: Adrenalinspiegel extrem hoch - Kortisolausschüttung - gestörter Erinnerungsprozess (Hippocampus) - Sinneserlebnisse (Riechen, Schmecken, Geräusche) werden ohne versprachlichte Erinnerung abgespeichert Ausblenden von Inhalten Bruchstücke bleiben übrig, die durch Auslöser wie Geruch oder bestimmte Tonlage etc. aufblitzen Kein wirkliches Einordnen der Erinnerung möglich damit verbunden ist ein Kontrollverlust unbestimmte Angst wird ausgelöst statt nur bei Gefahr ängstlich zu sein, wird die Angst zum Dauerzustand! Veränderungen aktivieren die neuronalen Netzwerke ist der Stress-Reaktionsapparat länger aktiviert, z.B. durch Mobbing, verändert sich das Gleichgewicht Dauerzustand von Angst Langzeitauswirkung! Grundlinie Stress-Regulations-Fenster ist ungesund angehoben erhöhte Wachsamkeit und Ablenkbarkeit wird als normal empfunden, Aufmerksamkeitsstörung und Lernbeeinträchtigung sowie geringe Entspannungsmotivation als Folge. Positiver Stress ist notwendig und gut zum Lernen – Vorhersehbarkeit, Kontrollierbarkeit und eine moderate Aktivierung des Stress-Reaktionssystems bauen die Fähigkeit auf, mit Problemen umzugehen. Positive Herausforderungen bauen auf! Das Muster, die Vorhersehbarkeit und die Kontrollierbarkeit bestimmen, ob Stress angepasst wird oder schädlich ist. Je mehr das Stress-Reaktionssystem unkontrolliert aktiviert wird, desto weniger ist das Kind fähig, mit geringem Stress umzugehen. Das Gehirn generalisiert gerne und gut, sehr gut, um von einer Erfahrung auf die andere zu schließen, sehr schlecht bei unkontrolliertem Stress-Reaktionssystem Ein Kind kommt wegen seiner momentanen Situation (z.B. Mobbing) morgens schon mit erhöhter Wachsamkeit und Ablenkbarkeit in die Schule, kann daher schlecht aufpassen, der Lehrer ist frustriert und erhebt die Stimme, Alarmstufe des Kindes geht auf rot, der rationale Teil des Kindes schaltet ab, Lernen wird unmöglich. Zugang zum Gehirn nur noch zu den Hirnteilen, die Informationen aus bedrohlichen Situationen verarbeiten. Das resiliente Kind lernt Mathe, das beschriebene Kind, welches Kind der Lehrer mag und welches nicht. Für ein entspanntes Kind ist eine moderate Herausforderung angemessen, für ein angespanntes Kind eine riesige Herausforderung. Reaktion des angespannten Kindes: „Mit mir stimmt etwas nicht. Ich bin dumm!“ Über einen „sicheren Raum“ kann jedes Kind wieder ins Lernen kommen. Das Stress-Reaktionssystem können wir stärken durch: Vorhersehbarkeit und Kontrolle geben wieder Sicherheit Klare abgesprochene Grenzen setzen. Klare Grenzen geben Kontrolle und Vorhersehbarkeit. Bei Kleinkindern feste Rituale!! Grundbedürfnisse beachten und pflegen. Kinder anbinden an Familie, Verwandtschaft (Opa / Oma etc.) – Freunde, Vereine, Beziehungen pflegen. Dem Kind die Kontrolle geben, wann es über seine Probleme sprechen möchte. (z.B.: Wöchentliche Feedback-Gesprächszeit festlegen – gegenseitig – Feedbackregeln beachten! Das Kind da abholen, wo es in seiner Entwicklung steht. Kinder können in Monaten Jahre aufholen. Erwartungen des Kindes verändern und anpassen, sonst kein Fortschritt. Eigene Erwartungen an das Kind verändern und anpassen. Aufmerksamkeitsspanne beachten. Das Gehirn ist großartig und extrem anpassungsfähig, bei passender Unterstützung verbessert es sich rasch!!
von Wolfgang Pfeiffer 06 Aug., 2018
Es ist sehr hilfreich, wenn sie die Anspannung ihres Kindes gut wahrnehmen und richtig einordnen. So können sie schon vorher eingreifen und reagieren. Dies hilft ihrem Kind, in seinem selbstregulierbaren Bereich zu bleiben. Auch bei blitzschnellem Verlauf „von Null auf Hundert“ gibt es einen Vorlauf des Anspannungszuwachses. Warnzeichen identifizieren und individuelle Anzeichen herausfinden. Mimik, Gestik, Motorik, Stimmverlauf und -höhe, Verhaltenswiederholungen(Tics), wiederkehrende Verhaltensmuster (Lippen zusammenpressen, Kopfhaut kratzen etc.), bestimmte Äußerungen, Gefühlsmandala etc. miteinbeziehen Je früher der „Timer der Bombe“ erkannt wird, umso mehr Zeit bleibt für eine Deeskalation. Kind/Jugendlicher wenn möglich in entspannter Phase miteinbeziehen. Anzahl der Stufen individuell Herausforderndes Verhalten kann durch sinnvolle Maßnahmen und Deeskalationsstrategien beeinflusst werden, aber nicht kontrolliert werden. Kontrollieren und managen können wir nur unser eigenes Verhalten, wir haben aber keine Kontrolle darüber, welches Verhalten eine andere Person zeigt oder nicht zeigt. Schwere Krisensituationen stellen eine so hohe Anforderung und Ansprüche an uns, dass selbst die Eigenkontrolle und das Eigenmanagement oft nicht im vollen Umfang gelingt! Hier ist eine Unterstützung notwendig! Überprüfen sie ihre eigene Anspannung und wenn möglich übergeben sie an eine andere Person mit geringerer Anspannung oder verschaffen sie sich und ihrem Kind eine Auszeit. Nichts mehr sagen und nur noch dafür sorgen, dass ihr Kind weder sich noch andere gefährdet. Lieber Einflussmöglichkeiten auf ein herausforderndes Verhalten suchen statt das Verhalten selbst klären zu wollen. Auf das Prinzip achten: Nur eine wesentlich geringere Anspannung kann eine hohe Anspannung beeinflussen. Handwerkszeug für eine zielorientierte Veränderung von Verhalten: Aufgaben übertragen – Zutrauen vermitteln Beruhigung durch körperlichen Kontakt – Sicherheit vermitteln Humor – entschärft Konflikte und bietet oft einen gesunden Abstand zur Situation Ignorieren von auffälligen Verhaltensweisen in denen Fremd- und Eigengefährdung ausgeschlossen sind – Verhalten wird uninteressant Patenschaften – gezielt andere um Unterstützung bitten (Oma, Freunde, etc.) Pausen – die Pause setzt eine klare Grenze und ermöglicht dem Kind zur Ruhe zu kommen, sein Verhalten zu überdenken und im nächsten Schritt zu korrigieren. Positive Verstärkung – ganz besonders, wenn Kleinigkeiten klappen, die sonst schwer fallen, „Tim, heute hast du …… geschafft. Das merken wir uns.“ Vorbeugende Einflussnahme – Ihr Kind vor einem unerwünschten Verhalten ansprechen und erinnern, welche Regeln gelten. Positive Zukunftserwartungen – häufig hilft der Verweis auf ein positives Ereignis in der Zukunft, um die lästigen Pflichten der Gegenwart erfüllen zu können. Signalgebung – Einfache Signale wie Blickkontakt, deutliches Räuspern, oder direkte Ansprache – „Ich nehme Dich wahr und bin innerliche bei Dir“ Spiegeln – Beschreibende, neutrale Rückmeldung über angemessenes Verhalten, um deutlich zu machen, dass sie es wahrgenommen haben und damit ihr Kind sich selbst erfolgreich erlebt. Unmittelbare Anwesenheit – Selbstkontrolle ihres Kindes durch Kontrolle von außen wecken. Umlenken – In diesem Fall wird versucht, das auffällige Verhalten nicht zu verbieten, sondern in eine andere Beschäftigung umzulenken. Grenzen und Regeln festlegen und sichtbar machen – und Ausnahmen begründet als Ausnahme verdeutlichen Einflussmöglichkeiten auf ein herausforderndes Verhalten Grundlage ist eine eigene geringe Anspannung und Ausstrahlung von Ruhe Eigene innere Anspannung (Angst, Unsicherheit, Hilflosigkeit, Anspruch, Ekel, Druck etc.) nicht nach außen tragen Kommunikation stark reduzieren oder einstellen Visuelle Hinweise (Gesten, Gegenstände, Bilder etc.) Sprache ruhig, klar, eindeutig Keine verbalen Aufforderungen, Einschätzungen, Entscheidungen wie Schorsch, was ist den los mit Dir – Warum machst du das jetzt – Willst du lieber rausgehen oder in die Turnhalle etc. Effektiver sind oft Ein-Wort-Sätze wie Raus – Setzen – Bleib – Halt oder insbesondere beim Festhalten murmelnde beruhigende Flüsterworte wie ich halte dich jetzt fest, bis es dir gut geht, alles ist gut, du bist bei mir sicher, auch wenn du gerade unruhig bist mag ich dich, ich bin bei dir, du bist wichtig etc. Routinetätigkeiten ruhig und beharrlich anbieten: Tisch decken, Saugen, im Computer Interessengebiete erforschen, Nachtisch machen, Tee/Kaba kochen, etc. – eventuell mit visuellem Hinweis verknüpfen - alle Hinweise positiv formulieren oder darstellen z.B. anstatt „nicht schreien“ „Lippen aufeinanderpressen“ anstatt „nicht toben“ „Geh in dein Zimmer und mach dort was schönes" Körperliches Abschirmen seitliche Annäherung ohne Blickkontakt – z.B. in die gleiche Richtung schauen. Je nach Situation Körperkontakt vermeiden und Platz lassen oder als letzte Deeskalationsreaktion haltenden Körperkontakt auf einer weichen Unterlage oder Sofa. Authentisches Loben Verhalten ignorieren, wenn kein eigen oder fremdgefährden vorliegt Das Verhalten des Anderen beeinflussen in Kurzform: Anforderung / Situation beenden Herausnehmen aus der Situation Wechsel der Bezugsperson – wenn vorhanden Ablenken, umlenken Umschalten auf visuelle Kommunikation Positive Aufforderungen Körperliches Abschirmen Loben (bei angemessenem Verhalten) ggf. das gezeigte Verhalten ignorieren Wenn nichts mehr geht, Halten bis das Kind in die Ruhe kommt
von Wolfgang Pfeiffer 05 Aug., 2018
Für eine kompetente Bewältigung von Situationen ist ein Verstehen von Zusammenhängen und herangetragenen Anforderungen sehr hilfreich. Folgende Aspekte Können zu einem hilfreichen Verstehen beitragen: Besonderheiten der sinnlichen Wahrnehmung Kommunikationsbeeinträchtigungen Besonderheiten und Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion Kognitive Besonderheiten Merkmale, die das Lernen und die Aufrechterhaltung des Verhaltens beeinflussen Aufmerksamkeitsspanne und Anspannung beachten Entwicklungsstand im kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich beachten Herausforderndes Verhalten ist eine hilflose Form der Bewältigung einer mehr oder weniger schwierigen Situation. Das Verhalten ist Ausdruck von Hilflosigkeit Das Verhalten ist subjektiv sinnvoll Das Verhalten erfüllt eine Funktion Ihr Kind möchte gerne etwas ändern, weiß aber nicht wie? Es hat einen großen Mangel an Alternativen! Hier kann uns ein umdenken helfen. Ist mein Kind störrisch oder flexibel? - provokant oder fragend? - aggressiv oder aktiv? - böswillig oder egoistisch? - mutwillig oder ungehalten? - ablehnend oder hinterfragend? Ein Verständnis des Verhaltens ihres Kindes als Ausdruck von Hilflosigkeit und Mangel an Alternativen ist eine sehr hilfreiche Voraussetzung zur Entwicklung effektiver Interventionen zur: Reduzierung der Hilflosigkeit Reduzierung der Fremdbestimmung Vermittlung von Kompetenzen Eröffnen von Möglichkeiten der Mitbestimmung Was für „besondere Schwierigkeiten“ liegen vor? Welche möglichen Schwierigkeiten gibt es? Verbalen Hinweise und Argumenten kann nicht gefolgt werden (Stress zu hoch) - Sprache wirkt überfordernd – Erklärungen und beruhigendes Zureden können verschlimmern Aufgrund von Generalisierungsschwierigkeiten findet kaum ein Übertrag von eingeübten Verhaltensweisen auf neue Situationen statt. Motivation nicht unbedingt an Außenwirkung gekoppelt - Soziale Anerkennung, Lob etc. können ohne Einfluss bleiben Entwickelte Routinen sind so verfestigt, dass wenig hilfreiches Verhalten als einzig sinnvolle Maßnahme empfunden wird. Sie dürfen nicht vergessen, Sie sind der Profi ihres Kindes. Und ein Profi weiß, wann er sich Angebote, Hilfen, kompetente Partner sucht, um möglichst erfolgreich zu sein. Kein Regisseur dreht einen Film alleine. Wie lang kann ein Abspann sein! Veränderungen des Umfelds als hilfreiche Maßnahmen: Schaffung räumlicher und zeitlicher Strukturen – durchschaubar und verständlich Zuverlässigkeit von Regeln und Absprachen Verdeutlichen und verständliches Kommunizieren von Erwartungen Veränderung – Anpassen der Reizbedingungen Zugänglichkeit von Material – Beschäftigungsangebote Verstehbare Informationen – angepasste Kommunikation Eindeutigkeit im Elternverhalten Anpassen der Anforderungen – Vermeiden von Über- und Unterforderung Aufbau alternativen Verhaltens: Wahrnehmung fördern Miteinander Reden – Gesprächszeiten festlegen Familientage – Familienbesprechungen installieren über Vereine und anderes Fähigkeiten und Fertigkeiten erweitern Üben selbständiger Beschäftigung Umgang mit Organisations- und Handlungshilfen Aufbau von Selbstkontrolle
von Wolfgang Pfeiffer 04 Nov., 2018
Unsere Identität und damit auch unsere eigene Würde ist intensiv mit unserem Schamgefühl verknüpft. Zum Glück! Die Scham warnt uns, wenn unsere Grenze verletzt wird, alarmiert uns, wenn dem Selbst Gefahr droht. Scham löst gerne Mitscham aus und bildet so einen gemeinsamen Ressonanzraum. Sie unterstützt unsere Regulationsfähigkeit im Umgang und in der Kommunikation mit unseren Mitmenschen, damit wir spüren können, ob wir gerade verletzend sind oder verletzt werden. Sie kann natürlich auch eingesetzt werden, um andere zu Beschämen, ihre Würde zu verletzen und damit übergriffig ihre Grenze zu destabilisieren. In der Politik finden leider mittlerweile fast täglich populistische "Beschämungsversuche" statt. Zum Beispiel wird ständig versucht, unsere "Heimat" (als Begriff?) auf irgendwelche "Grenzverletzungen" zu reduzieren. In lebensbedrohlichen Situationen wird die unterdrückte Scham des Peinigers aufgenommen und zur eigenen gemacht. Gerade deshalb ist die Dunkelziffer bei Übergriffen, Nötigungen und jeglichem Mißbrauch so hoch. Die Scham wird zum extremen doppelten Schmerzgefühl, weil die eigene Würde, die eigene Identität, das eigene Selbst in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Eigene und fremde Scham verschmelzen zu einem völlig überfordernden Gefühl der Ohnmacht. Die Scham verbindet sich mit unserem "Inneren Kritiker" oder "Inneren Aufpasser" oder "Innerem verletzten Kind", für diesen Anteil gibt es viele "Bezeichnungen" und unterstützt und verstärkt einen einschränkenden "Scheuklappen- oder Tunnelblick". Der Kritiker, der Aufpasser, das verletzte Kind haben im Laufe unseres Lebens viele Denk- und Verhaltensmuster gelernt und ihre Überängstlichkeit hinter einem überkritischen hochsensiblen Warnsystem versteckt. Seine Interpretationen neigen aufgrund der "Scheuklappen zu unrealistischen, teilweise extremen Handlungsideen, können zu übersteigerten Ängsten und wenig hilfreichen Schlussfolgerungen führen und überprüft deshalb kaum, ob die Strategie sinnvoll, der Situation angepasst, wirklich hilfreich ist und ob eine andere mehr unterstützt. Zuneigung und Anerkennung werden nicht aus dem eigenen Selbstwert gestärkt, sondern nur über andere Menschen erlebt und wahrgenommen. Die Lebensfreude wird begrenzt. Um diesen inneren Kritiker, Aufpasser, Inneres verletztes Kind in einen freimachenden Lernprozess zu bringen braucht es ein häufiges bis tägliches Üben. Das innere verletzte, ängstliche Kind, vielleicht getarnt als Aufpasser oder Kritiker, braucht Regulationshilfe . Möchte sich sicher und geborgen fühlen. Nur so kann es Lernen und neue Strategien integrieren. Die Schematherapie ist diesbezüglich (neben anderen) eine wunderbare Hilfe in der Integration innerer Instanzen, wenn das innere verletzte und ängstliche Kind so stark verletzt wurde, dass es "alleine sich nicht helfen kann". In meinem Beitrag "Vergebung - Ein Weg in die Selbstfreiheit" finden Sie eine Affirmation, die je nach innerem Thema und Schamempfinden so moduliert werden kann, dass sie ihr inneres verletztes und ängstliches Kind so herunterregulieren, dass es von den erwachsenen Anteilen, die jeder Mensch besitzt, lernen kann und der "Tunnel" sich allmählich wieder in einen "Horizont" verändert. In meinen Beiträgen "Herausforderndes Verhalten" können Sie ein klares Bild davon bekommen, was passiert, wenn sich ein Kind nicht regulieren kann.
von Wolfgang Pfeiffer 31 Aug., 2018
Mit Affirmation zur Unterstützung des "Verdauungsprozesses"
von Wolfgang Pfeiffer 11 Aug., 2018
Wie oft stehen wir vor unseren Kindern und rätseln, was nun schon wieder los ist. Kennen Sie das, eine kleine Aufforderung an ihr Kind führt zu einem Drama und ihrem Kind und Ihnen geht es hinterher einfach nur schlecht? Seit über 35 Jahren bin ich dem Phänomen Kind praktisch, theoretisch, phänomenologisch, bindungsorientiert, systemisch und vielen weiteren Sichtweisen auf der Spur. Vieles habe ich über eigene Fehler und Korrekturen entdecken dürfen. Ich lebte mit meiner Frau, vier eigenen Kindern und vielen Pfegekindern 25 Jahre analog, dass heißt rund um die Uhr über die ganze Woche, in einem Kinderdorf zusammen. Arbeitete tagsüber als Pädagoge und Heilpädagoge mit Jugendlichen, die große Schwierigkeiten hatten, ins Berufsleben starten zu können. Gemeinsam arbeiteten wir am Aufbau eines Selbstwertes, am Verarbeiten der oft katastophalen Schulkarriere und an der Lust, einen Beruf erlenen zu wollen. Über handwerkliches und künstlerisches Tun, epochalen Unterricht und viel Zeit, die wir miteinander verbrachten. Nun sind die eigenen Kinder groß und stehen im eigenen Leben, ich bin Opa zweier wunderbarer Enkel und Bereichsleitung in einer Einrichtung in Konstanz. In meinem Blog möchte ich Sie mitnehmen auf eine Reise, nicht in ferne Länder oder auf hohe Berge oder in die Tiefsee, sondern auf eine Reise in die Lebenswelt des Kindes. Gerne möchte ich mit Ihnen meine Erfahrungen teilen im Verstehen der Welt des Kindes. Eine Reise die nicht endet solange wir leben, aber eine wunderbare Reise mit vielen Erfahrungen, Sichtweisen und Ideen. Da die Lebenswelt des Kindes großartig und komplex ist, unterteile ich in verschiedenen Beiträgen das Gesamtthema. So können Sie sich nach ihrem eigenen Interesse nach und nach die Mosaiksteinchen des Gesamtbildes herausnehmen. Jedes Steinchen vervollständigt die Lebenswelt des Kindes, wo ich auch anfange. Die Reise beginnt mit der Frage: Mein Kind fordert mich heraus - Was ist eigentlich "Herausforderndes Verhalten" Sie gehen mit ihrem 2 jährigen Kind in den Discounter einkaufen, setzen ihr Kind in den Einkaufswagen und legen los. Innerlich mit dem Einkaufzettel beschäftigt, merken sie nicht, dass ihr Kind auf eine Tüte im Einkaufswagen zeigt. Es schreit los. Sie reagieren, sehen was ihr Kind will, geben ihm die Tüte, ihr Kind hört auf zu schreien und beschäftigt sich mit der Tüte. Ihr Kind reguliert sich schnell selbst - kein Herausforderndes Verhalten - ihr Kind ist schlau und weiß, schreien ist besser als reden, wenn Mama/Papa einkauft. Gleiche Situation mit dem Unterschied, dass ihr Kind die Tüte auf den Boden wirft und weiterschreit. Es reagiert auch nicht mehr auf andere Angebote, schreit und schreit. Sie merken schon, wie sie selber in eine hohe Anspannung geraten und am liebsten mitschreien würden. Ihr Kind kann sich nicht mehr regulieren - sie können die Situation nicht kontrollieren - Herausforderndes Verhalten! Sie fordern ihr 10jähriges Kind auf, sein Zimmer aufzuräumen. Ihr Kind ist natürlich gerade mit was anderem wichtigen beschäftigt, wie immer, wenn diese Aufforderung kommt. Es reagiert pampig und haut einen dummen Spruch raus, der sie verletzen könnte. Sie reagieren mit ihrem speziellen Blick, den ihr Kind sofort versteht. Ich lass mich von Dir nicht provozieren aber du weißt genau, was die Konsequenz ist, wenn du nicht bald anfängst - Blick. Sie gehen aus dem Zimmer und hören nach einer Weile, dass ihr Kind aufräumt. Auch wenn der Spruch ihres Kindes verletzend war - kein herausforderndes Verhalten. Vielleicht hat es wirklich gerade intensiv gespielt. Stellen sie sich vor, sie sind gerade gemütlich mit ihrem/er PartnerIn zusammen und schmusen miteinander. Auf einmal sagt ihr/e PartnerIn, "Du mach mal gerade alleine weiter, ich muss noch schnell meine E-Mails checken." ...... Ich möchte nicht hören, was ihnen da alles einfällt. Aber genau so kann, wohlgemerkt kann es ihrem Kind gerade gehen, wenn es mit seinem Spiel aufhören soll. Ähnliche Situation, aber auf ihre Aufforderung, das Zimmer aufzuräumen reagiert ihr Kind wütend, schimpfend, schreiend, schaukelt sich weiter hoch, geht hin und wirft Sachen im Zimmer rum. ..... Herausforderndes Verhalten Da kann schon ein hoher Leidensdruck entstehen, bei Ihnen und bei ihrem Kind und der Wunsch nach einer schnellen und gründlichen Lösung, nach einem hochwirksamen Patentrezept ist übergroß. Hinzu kommt noch der "Machtkampf" zwischen Ihnen und ihrem Kind, den sie leider nur verlieren können. Sie verlieren bei einem "Machtkampf" das wichtigste, was ihnen ihr Kind geben kann und meistens merken sie dies erst viel später, z. B. in der Pubertät, das Vertrauen ihres Kindes. Jeder "Kampf" im Sport z.B in unterschiedlichen Gewichtsklassen wird als unfair angesehen, und so haben auch die eingeschränkten Sportler ihre eigenen Wettkämpfe. (z.B. Paralympics) Genauso ist ein Machtkampf zwischen ihnen und ihrem Kind. Völlig unterschiedliche "Gewichtsklasse" und geanu dies führt bei uns Erwachsenen zu einem Gefühl von Machtlosigkeit, Ratlosigkeit und Ohnmacht. Also ihr Wunsch nach der schnellen Lösung gibt es leider nicht, sondern was es gibt, und ich kann ihnen gleich verraten, es wird ein anstrengender Weg, so wie eine Gebirgswanderung mit vielen raufs und runters ist folgendes:  • Entwickeln eines hilfreichen Umgangs mit herausforderndem Verhalten  • Erprobte Handlungsantworten  • Entwickeln von individuellen Annahmen für das Verhalten, sinnvollen Maßnahmen und Umlenkungsideen  • Gezielte Beruhigungs- und Auflösungsstrategien  • Übung in der Wahrnehmung von Anspannung (auf einer Skala von 0 bis 10) - Ärgerthermometer  • Urteilsfreie Wahrnehmung – zunächst keine Interpretationen  • Eigene Effekte und Gefühle reflektieren und bearbeiten und noch einiges mehr. Herausforderndes Verhalten hängt oft mit Wahrnehmungsbeeinträchtigungen zusammen:  - Entwicklungsbedingt (Trotzphase, Pubertät u. ähnliches)  - Somatisch (Krankheit, Schmerzen etc.)  - Psychisch (Verlust, unverdaute Konflikte, Missbrauch etc.)  - kindlichen Ängsten und Frust / Traurigkeit  - traumatischen Erlebnissen  - Überforderungen  - Übermüdung  - Sinnesstörungen (eingeschränktes Hören, Sehen, Sprache, Tasten etc.)  - Bindungsunsicherheiten (Umfeld-Faktoren wie Geschwisterkonflikte, Beziehungsstreit, Verlust eines Elternteils, Scheidung etc.  - ADHS, Autismus-Spektrum-Störung, etc.  - Verliebt sein  - Alkohol / Drogen  - Medikamente  - Deprivation / Hospitalismus  - Depression / Angststörungen Sollte ich ihr Interesse geweckt haben, dann können sie ja in den weiteren Beiträgen herumstöbern.
von Wolfgang Pfeiffer 10 Aug., 2018
Ich sehe Ziegeln - aber erkenne kein Dach. Ich sehe Bäume - aber erkenne keinen Wald. Ich soll mein Zimmer aufräumen - weiß aber nicht wie und wo anfangen. Um ein Verständnis von einer Wahrnehmungsbeeinträchtigung zu bekommen, lade ich sie ein, sich ein paar Situationen vorzustellen, in denen sie z.B. unter Schock standen oder so in Stress und Überforderung feststeckten, dass sie nicht mehr weiter wussten , oder so verliebt, dass sie nur das sahen, was sie sehen wollten und alles andere ausblendeten. Allen diesen Situationen gemein ist das erschwerte Erkennen von Gesamtzusammenhängen. Nun gibt es Kinder, bei denen sind solche Extremsituationen nicht die Ausnahme, sondern Dauerzustand. Gerade in sozialen Situationen ist es wichtig, Gesamtzusammenhänge zu erkennen, wo kann ich laut sein (Fußballplatz, Spielplatz) wo leise (Kirche), geht mich der Streit etwas an, oder halte ich mich da raus, sollte ich reagieren oder kann ich es ignorieren. (Aufforderung, Beleidigung, Provozieren) Auch unsichtbares sollte in die Wahrnehmung einfließen können wie Stimmungen, Werte, Regeln etc. All dies gelingt nur eingeschränkt und da es nicht die Ausnahme ist, sondern "Dauerzustand", lässt es sich auch kaum sofort erkennen, geschweige denn Verstehen oder Nachvollziehen. Und auch wenn sich das Kind es nicht anmerken lässt, dass wäre ja "uncool", es leidet selber am meisten. Da es oft seine Erfahrung ist, dass sein Umfeld z.B im Kindergarten und besonders in der Schule mit Unverständnis reagiert und ständig unerfüllbare Anforderungen stellt, die den Stress und die Überforderung erhöhen und damit genau das Gegenteil erreicht wird, nämlich eine Verstärkung der Wahrnehmungsbeeinträchtigung, reagieren viele Kinder mit Wut und Aggression. Ein Teufelskreislauf beginnt und das herausfordernde Verhalten wird chronisch. Schnell werden die Kinder stigmatisiert, mit Diagnosen wird küchenpsychologisch um sich geworfen und schnell hat ein Kind ADHS oder Asperger- Autismus. Dabei gibt es sehr viele andere Gründe für eine Wahrnehmungsbeeinträchtigung. (siehe Beginn der Reihe) Eine gute Diagnostik finden Sie in Sozialpädiatrischen Zentren oder Gemeinschaftspraxen mit einem umfassenden diagnostischen Angebot. Auch Spezialisten werden blind, wenn sie sich auf nur ein Thema eingeschossen haben. Deshalb ist Vorsicht geboten. Sollte Ihr Kind eine Diagnose auf ADHS oder innerhalb der Autismus-Spektum-Störung haben, dann können sie Pflegegeld für Ihr Kind beantragen. Grad 2 oder 3 ist üblich, also monatlich 316 oder 545 Euro. Das federt die Mehrausgaben für ihr Kind ein wenig ab.
von Wolfgang Pfeiffer 09 Aug., 2018
Bindung - Selbstbestimmung/Autonomie/Kontrolle - Selbstwert - Lust und Freude, diese 4 Säulen bilden die Grundbedürfnisse des Kindes. Und je mehr diese 4 Säulen beim Kind gestärkt werden, umso zufriedener kann es aufwachsen. Entscheidend ist dabei die Wahrnehmung. Hauptsächlich über die Wahrnehmung erlebt das Kind, ich bin wichtig (Nähe/Wärme/Bindung) und ich darf so sein, wie ich bin . (Selbstbestimmung/Autonomie/Kontrolle) Auf dem Spielplatz schaut ihr Kind immer wieder zu Ihnen und braucht ihren Blickkontakt und vielleicht ihr Nicken, damit es sich sicher fühlt und weiter ausprobiert, was es sich zutrauen kann. Schauen sie derweil auf ihr Handy, verunsichert dies ihr Kind. Je öfters es solche Situationen erlebt, umso mehr kommt es zu dem Schluss (unbewusst), oh das Handy ist wichtiger als ich. Wenn sie bei ihrem kleinen Kind alles mit Sprache begleiten, dann lernt ihr Kind nicht nur hervorragend die Sprache, sondern es erlebt sich wahrgenommen und wichtig. "Mama/Papa erklärt mir alles, gibt mir Nähe und nimmt mich wichtig" Wenn sie mit Spannung und Interesse beobachten, was ihrem Kind gefällt und was weniger, was ihm schmeckt und was weniger, wenn sie ihre eigenen Erwartungen an ihr Kind reflektieren und darauf achten, dass sie nicht ihr eigenes Leben ihrem Kind überstülpen, dann weiß es, ich darf so sein wie ich bin und werde geliebt, weil ich so bin wie ich bin. Die Befriedigung der Grundbedürfnisse ihres Kindes können aber auch in Konflikt stehen mit etlichen folgenden Faktoren:  -  Familiäre Belastungen:      Alleinerziehend, ungeeigneter Wohnraum, hohe Arbeitszeiten, Krankheit,                  frühe Elternschaft, finanzielle Notlagen, etc  -  Gesundheitliche Belastungen:  Frühgeburt, Sauerstoffmangel bei der Geburt, Wahrnehmungsbeeinträchtigungen,        Krankheit eines Elternteils, etc.  -  Schulische Belastungen:     Das Kind überfordernde Lernsituation, zu große Klassen, Mobbing,                  überforderte LehrerInnen, etc.  -  Kulturelle Belastungen:     fehlendes, soziales Netzwerk, keine Verwandten in der Nähe,                  in einem fremden Land, etc.  -  Mediale Belastungen:       Über Smartphone, Tablet, PC erlebte angsterzeugende Nachrichten und Filme,                  Cyber-Mobbing, Peer-Gruppen-Druck (muss ich auch haben, sehen,                  hören etc. , sonst gehöre ich nicht dazu), etc. Natürlich führen Konflikte zu Bewältigungsstrategien, deshalb möchte ich Ihnen hier die grundlegenden Strategien einmal aufzeigen: Bewältigungsstrategien zur Verhinderung unangenehmer Erlebnisse als Kompromiss zwischen den Grundbedürfnissen und den verinnerlichten Erwartungen (der Eltern; LehrerInnen; ErzieherInnen, etc.) Je nach persönlichen Veranlagung und den Beziehungserfahrungen können diese eher: unterordnend-erduldend              mit dem Aktionsmuster: Unterwerfung / Aushalten gefühlsabspaltend-vermeidend           mit dem Aktionsmuster: Flucht / Erstarrung kämpferisch – aggressiv „über“-ausgleichend     mit dem Aktionsmuster: Ausgleichsversuch                                     über Aggression und Kampf sein. Insbesondere der Konflikt zwischen Bindungsbedürfnis und Selbstbestimmung / Autonomie führen oft zu einem undurchschaubaren Wechseln zwischen den einzelnen Aktionsmustern, Erdulden / Vermeiden / Kampf/Aggression Vielleicht ist ihr Kind gar nicht faul, sondern auf der Flucht und gefühlsabspaltend vermeidend, vielleicht eine Provokation nur "über"- ausgleichend, eine Verweigerung eine weitere Fluchtstrategie, das ständige Nachfragen "Was machst du" unterordnend erduldend.
von Wolfgang Pfeiffer 08 Aug., 2018
Übliche Maßnahmen, damit eine Verhaltensweise nicht mehr gezeigt wird oder ganz verlernt wird, sind:     Strafe - Konsequenz - Belohnung Warum Strafe die ungeeignetste Maßnahme, eine kombination aus Konsequenz und Belohnung dagegen sehr hilfreich ist, soll folgende Fakten kurz und knapp erklären. Strafe: Der Versuch, Konfliktbewältigung abzukürzen! Häufige Bestrafung mindert das Selbstwertgefühl ihres Kindes und kann zu Motivationslosigkeit und Passivität führen. Ihr Kind sieht sein Fehlverhalten bei Bestrafung nicht ein und ändert deswegen seine Verhaltensweise auch nicht. Bestrafung beseitigt oft nicht das unerwünschte Verhalten, sondern unterdrückt es nur und verzögert vielleicht das zeitliche Auftreten. Ihr bestraftes Kind ändert oft nicht seine Verhaltensweise, sondern versucht der Strafe durch Erlernen neuer Verhaltensweisen zu entgehen, z.B. durch Flucht, Lügen, Einschmeicheln, vermeintliche Resignation – ist mir doch egal etc. Bestrafung kann ihre Beziehung zwischen Ihnen und ihrem Kind so stark belasten, dass das Vertrauensverhältnis belastet wird und gegenseitig schmerzlich vermisst wird. Häufiges Bestrafen kann zu aggressivem und feindseligem Verhalten führen. Strafe kann eine Verstärkung der unerwünschten Verhaltensweisen bewirken, z.B. wenn diese die einzige Form der Konfliktbewältigung darstellt und somit das Kind dies als „einzige Zuwendung“ auf unerwünschtes Verhalten erlebt. Das Modell der Bestrafung wird von ihrem Kind selbst eingesetzt, um sich gegen andere durchzusetzen. Mit allen Folgen in seinen Lebensbereichen. (Schule, Freunde, Freizeit etc.) Konsequenz: Das Kind lernt den Zusammenhang zwischen seinem Verhalten und der Konsequenz,       und lernt, Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen. Eine Konsequenz ist angekündigt und überschaubar ist zielorientiert – (SMART: spezifisch/konkret – messbar – akzeptiert/attraktiv – realistisch – terminiert/zeitlich überschaubar) ist verhältnismäßig ist berechenbar hat Bezug zu vorherigem Verhalten ist für ihr Kind nachvollziehbar und fühlt sich gerecht an. weckt die Einsicht, dass ein bestimmtes Verhalten bestimmte Folgen hat. weckt die Eigenverantwortung. schmälert nicht den Selbstwert ihres Kindes. wird mit Mitgefühl, eindeutig und klar ausgesprochen, aber nicht wütend. verlangt nicht nach Schuld und Sühne. verlangt nach gemeinsamen Lösungen, um den Konflikt ohne Bei- und Nachgeschmack vollständig aufzulösen. Belohnung: Das Kind lernt, dass eine Veränderung seines Verhaltens sehr angenehm sein kann und so gerne und selbstverständlich von ihm vermehrt gezeigt wird. positives Verhalten wird verstärkt. Ihr Blick konzentriert sich auf das gewünschte Verhalten. eine Belohnung sollte stets mit menschlicher Zuwendung einhergehen. Lust auf selbstwirksame, kindgerechte Verantwortung wird über das Gespräch mit ihrem Kind geweckt. Wichtig ist, dass Belohnungen keine Bestechungen sind, sondern nur als Unterstützung oder Verstärker für ihr Kind. Zunächst dem Kind schwerfallende Inhalte sollen positiv unterstützt werden. Es lohnt sich, weil der Nutzen größer ist als der Verzicht auf eine Verhaltensänderung. Achtung: Lob und Belohnung nutzen sich ab, wenn sie undifferenziert und/oder ohne menschliche Zuwendung verwendet werden. Besprechen Sie mit ihrem Kind das Verhalten mit dem sie nur schwer "Zusammenleben" können. Klären sie ihr Kind darüber auf, weshalb es ihnen so wichtig ist, dass es sich dieses Verhalten abgewöhnt. Klären sie mit ihrem Kind die Konsequenzen, Kinder haben oft selber gute Ideen und belohnen sie gelungene Tage, an denen es schon geklappt hat, z.B. mit Punkten oder Smilys. Stellen Sie ein dem Kind wichtige Sache in Aussicht oder kombinieren es mit der Medienzeit. Vielleicht hat auch ihr Kind ein Verhalten bei Ihnen entdeckt, welches sein "Zusammenleben" mit Ihnen ihm schwer fällt. Dann können Sie gegenseitige Vereinbarungen treffen. Mir fällt da z.B. der Umgang mit Hausaufgaben ein. Manche Kinder nervt es kolossal, wenn die Eltern kein Vertrauen haben und ständig meinen, die Hausaufgaben sind nicht erledigt.
von Wolfgang Pfeiffer 07 Aug., 2018
Herausforderndes Verhalten ist ein Überschreiten der "Magischen Grenze" . Das Kind kann seine Angst und seinen Stress nicht mehr selber herunterregulieren und erlebt einen Selbst-Kontrollverlust. Verstehen können wir dies, wenn wir uns mit dem Stress-Reaktionssystem beschäftigen und verstehen, welche Zusammenhänge dabei ineinandergreifen. Selbstverständlich geht es hier weniger um den Eu-Stress sondern um den Disstress. Dieser entsteht bei zu wenig Anreizen im oberen Schaubild Untererregung oder bei zuviel Anreizen, also im oberen Schaubild Übererregung. Unterforderung - Herausforderung - Überforderung Sind Motivation, äußere Herausforderung und eigenes Können im Gleichgewicht und Harmonie, erleben dies viele Menschen als "Flow".   "Ein beglückend erlebtes Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung (Konzentration) und restlosem Aufgehen in einer Tätigkeit, die wie von selbst vor sich geht." (aus Wikipedia) Erinnern sie sich an Situationen, bei dem ihr Kind etwas neues fundamentales erlernt hat, Gehen, Fahrrad fahren, Schwimmen, die große Rutsche auf dem Spielplatz rutschen und an das Gesicht ihres Kindes. Absolutes "Flow", oder? Sowohl Unterforderung als auch Überforderung, fehlende Motivation, z.B. aufgrund einer verletzenden, ironischen Bemerkung des Lehrers, oder eingeschränktes Können aus welchen Gründen auch immer, stören das Gleichgewicht empfindlich und führen über die Grenze hin zum Disstress. Der Bereich des Eu-Stress kann sehr breit sein, wenn die Grundbedürfnisse gut befriedigt sind und ein starker Selbstwert besteht und sehr schmal sein, wenn, ja wenn widrige Umstände, welche auch immer, Grundbedürfnisse und Selbstwert einschränken. Schauen wir uns den Disstress genauer an: Auf der körperlichen Ebene kann Stress sich folgendermaßen auswirken: erhöhter Energieumsatz Blutgerinnung erhöht Schwitzen höhere Muskelspannung im gesamten Körper erhöhte Gehirndurchblutung geweitete Pupillen Blutdruck erhöht trockener Mund Puls erhöht Verdauung stoppt Libido reduziert kalte Füße veänderte Ausschüttung von Botenstoffen und Hormonen etc. Das Stress-Reaktionssystem Stress ist eine Reaktion auf Art, Zeitpunkt und Intensität des Problems und aktiviert Bewältigungsstrategie. Durch unangenehme Situationen wird das Stress-Reaktionssystem sensibler und reagiert. Die Grundlinie verschiebt sich nach oben. Angst wird trotz Vorhanden-Sein nicht mehr wahrgenommen! Eine extreme Stressreaktion führt zu: Adrenalinspiegel extrem hoch - Kortisolausschüttung - gestörter Erinnerungsprozess (Hippocampus) - Sinneserlebnisse (Riechen, Schmecken, Geräusche) werden ohne versprachlichte Erinnerung abgespeichert Ausblenden von Inhalten Bruchstücke bleiben übrig, die durch Auslöser wie Geruch oder bestimmte Tonlage etc. aufblitzen Kein wirkliches Einordnen der Erinnerung möglich damit verbunden ist ein Kontrollverlust unbestimmte Angst wird ausgelöst statt nur bei Gefahr ängstlich zu sein, wird die Angst zum Dauerzustand! Veränderungen aktivieren die neuronalen Netzwerke ist der Stress-Reaktionsapparat länger aktiviert, z.B. durch Mobbing, verändert sich das Gleichgewicht Dauerzustand von Angst Langzeitauswirkung! Grundlinie Stress-Regulations-Fenster ist ungesund angehoben erhöhte Wachsamkeit und Ablenkbarkeit wird als normal empfunden, Aufmerksamkeitsstörung und Lernbeeinträchtigung sowie geringe Entspannungsmotivation als Folge. Positiver Stress ist notwendig und gut zum Lernen – Vorhersehbarkeit, Kontrollierbarkeit und eine moderate Aktivierung des Stress-Reaktionssystems bauen die Fähigkeit auf, mit Problemen umzugehen. Positive Herausforderungen bauen auf! Das Muster, die Vorhersehbarkeit und die Kontrollierbarkeit bestimmen, ob Stress angepasst wird oder schädlich ist. Je mehr das Stress-Reaktionssystem unkontrolliert aktiviert wird, desto weniger ist das Kind fähig, mit geringem Stress umzugehen. Das Gehirn generalisiert gerne und gut, sehr gut, um von einer Erfahrung auf die andere zu schließen, sehr schlecht bei unkontrolliertem Stress-Reaktionssystem Ein Kind kommt wegen seiner momentanen Situation (z.B. Mobbing) morgens schon mit erhöhter Wachsamkeit und Ablenkbarkeit in die Schule, kann daher schlecht aufpassen, der Lehrer ist frustriert und erhebt die Stimme, Alarmstufe des Kindes geht auf rot, der rationale Teil des Kindes schaltet ab, Lernen wird unmöglich. Zugang zum Gehirn nur noch zu den Hirnteilen, die Informationen aus bedrohlichen Situationen verarbeiten. Das resiliente Kind lernt Mathe, das beschriebene Kind, welches Kind der Lehrer mag und welches nicht. Für ein entspanntes Kind ist eine moderate Herausforderung angemessen, für ein angespanntes Kind eine riesige Herausforderung. Reaktion des angespannten Kindes: „Mit mir stimmt etwas nicht. Ich bin dumm!“ Über einen „sicheren Raum“ kann jedes Kind wieder ins Lernen kommen. Das Stress-Reaktionssystem können wir stärken durch: Vorhersehbarkeit und Kontrolle geben wieder Sicherheit Klare abgesprochene Grenzen setzen. Klare Grenzen geben Kontrolle und Vorhersehbarkeit. Bei Kleinkindern feste Rituale!! Grundbedürfnisse beachten und pflegen. Kinder anbinden an Familie, Verwandtschaft (Opa / Oma etc.) – Freunde, Vereine, Beziehungen pflegen. Dem Kind die Kontrolle geben, wann es über seine Probleme sprechen möchte. (z.B.: Wöchentliche Feedback-Gesprächszeit festlegen – gegenseitig – Feedbackregeln beachten! Das Kind da abholen, wo es in seiner Entwicklung steht. Kinder können in Monaten Jahre aufholen. Erwartungen des Kindes verändern und anpassen, sonst kein Fortschritt. Eigene Erwartungen an das Kind verändern und anpassen. Aufmerksamkeitsspanne beachten. Das Gehirn ist großartig und extrem anpassungsfähig, bei passender Unterstützung verbessert es sich rasch!!
von Wolfgang Pfeiffer 06 Aug., 2018
Es ist sehr hilfreich, wenn sie die Anspannung ihres Kindes gut wahrnehmen und richtig einordnen. So können sie schon vorher eingreifen und reagieren. Dies hilft ihrem Kind, in seinem selbstregulierbaren Bereich zu bleiben. Auch bei blitzschnellem Verlauf „von Null auf Hundert“ gibt es einen Vorlauf des Anspannungszuwachses. Warnzeichen identifizieren und individuelle Anzeichen herausfinden. Mimik, Gestik, Motorik, Stimmverlauf und -höhe, Verhaltenswiederholungen(Tics), wiederkehrende Verhaltensmuster (Lippen zusammenpressen, Kopfhaut kratzen etc.), bestimmte Äußerungen, Gefühlsmandala etc. miteinbeziehen Je früher der „Timer der Bombe“ erkannt wird, umso mehr Zeit bleibt für eine Deeskalation. Kind/Jugendlicher wenn möglich in entspannter Phase miteinbeziehen. Anzahl der Stufen individuell Herausforderndes Verhalten kann durch sinnvolle Maßnahmen und Deeskalationsstrategien beeinflusst werden, aber nicht kontrolliert werden. Kontrollieren und managen können wir nur unser eigenes Verhalten, wir haben aber keine Kontrolle darüber, welches Verhalten eine andere Person zeigt oder nicht zeigt. Schwere Krisensituationen stellen eine so hohe Anforderung und Ansprüche an uns, dass selbst die Eigenkontrolle und das Eigenmanagement oft nicht im vollen Umfang gelingt! Hier ist eine Unterstützung notwendig! Überprüfen sie ihre eigene Anspannung und wenn möglich übergeben sie an eine andere Person mit geringerer Anspannung oder verschaffen sie sich und ihrem Kind eine Auszeit. Nichts mehr sagen und nur noch dafür sorgen, dass ihr Kind weder sich noch andere gefährdet. Lieber Einflussmöglichkeiten auf ein herausforderndes Verhalten suchen statt das Verhalten selbst klären zu wollen. Auf das Prinzip achten: Nur eine wesentlich geringere Anspannung kann eine hohe Anspannung beeinflussen. Handwerkszeug für eine zielorientierte Veränderung von Verhalten: Aufgaben übertragen – Zutrauen vermitteln Beruhigung durch körperlichen Kontakt – Sicherheit vermitteln Humor – entschärft Konflikte und bietet oft einen gesunden Abstand zur Situation Ignorieren von auffälligen Verhaltensweisen in denen Fremd- und Eigengefährdung ausgeschlossen sind – Verhalten wird uninteressant Patenschaften – gezielt andere um Unterstützung bitten (Oma, Freunde, etc.) Pausen – die Pause setzt eine klare Grenze und ermöglicht dem Kind zur Ruhe zu kommen, sein Verhalten zu überdenken und im nächsten Schritt zu korrigieren. Positive Verstärkung – ganz besonders, wenn Kleinigkeiten klappen, die sonst schwer fallen, „Tim, heute hast du …… geschafft. Das merken wir uns.“ Vorbeugende Einflussnahme – Ihr Kind vor einem unerwünschten Verhalten ansprechen und erinnern, welche Regeln gelten. Positive Zukunftserwartungen – häufig hilft der Verweis auf ein positives Ereignis in der Zukunft, um die lästigen Pflichten der Gegenwart erfüllen zu können. Signalgebung – Einfache Signale wie Blickkontakt, deutliches Räuspern, oder direkte Ansprache – „Ich nehme Dich wahr und bin innerliche bei Dir“ Spiegeln – Beschreibende, neutrale Rückmeldung über angemessenes Verhalten, um deutlich zu machen, dass sie es wahrgenommen haben und damit ihr Kind sich selbst erfolgreich erlebt. Unmittelbare Anwesenheit – Selbstkontrolle ihres Kindes durch Kontrolle von außen wecken. Umlenken – In diesem Fall wird versucht, das auffällige Verhalten nicht zu verbieten, sondern in eine andere Beschäftigung umzulenken. Grenzen und Regeln festlegen und sichtbar machen – und Ausnahmen begründet als Ausnahme verdeutlichen Einflussmöglichkeiten auf ein herausforderndes Verhalten Grundlage ist eine eigene geringe Anspannung und Ausstrahlung von Ruhe Eigene innere Anspannung (Angst, Unsicherheit, Hilflosigkeit, Anspruch, Ekel, Druck etc.) nicht nach außen tragen Kommunikation stark reduzieren oder einstellen Visuelle Hinweise (Gesten, Gegenstände, Bilder etc.) Sprache ruhig, klar, eindeutig Keine verbalen Aufforderungen, Einschätzungen, Entscheidungen wie Schorsch, was ist den los mit Dir – Warum machst du das jetzt – Willst du lieber rausgehen oder in die Turnhalle etc. Effektiver sind oft Ein-Wort-Sätze wie Raus – Setzen – Bleib – Halt oder insbesondere beim Festhalten murmelnde beruhigende Flüsterworte wie ich halte dich jetzt fest, bis es dir gut geht, alles ist gut, du bist bei mir sicher, auch wenn du gerade unruhig bist mag ich dich, ich bin bei dir, du bist wichtig etc. Routinetätigkeiten ruhig und beharrlich anbieten: Tisch decken, Saugen, im Computer Interessengebiete erforschen, Nachtisch machen, Tee/Kaba kochen, etc. – eventuell mit visuellem Hinweis verknüpfen - alle Hinweise positiv formulieren oder darstellen z.B. anstatt „nicht schreien“ „Lippen aufeinanderpressen“ anstatt „nicht toben“ „Geh in dein Zimmer und mach dort was schönes" Körperliches Abschirmen seitliche Annäherung ohne Blickkontakt – z.B. in die gleiche Richtung schauen. Je nach Situation Körperkontakt vermeiden und Platz lassen oder als letzte Deeskalationsreaktion haltenden Körperkontakt auf einer weichen Unterlage oder Sofa. Authentisches Loben Verhalten ignorieren, wenn kein eigen oder fremdgefährden vorliegt Das Verhalten des Anderen beeinflussen in Kurzform: Anforderung / Situation beenden Herausnehmen aus der Situation Wechsel der Bezugsperson – wenn vorhanden Ablenken, umlenken Umschalten auf visuelle Kommunikation Positive Aufforderungen Körperliches Abschirmen Loben (bei angemessenem Verhalten) ggf. das gezeigte Verhalten ignorieren Wenn nichts mehr geht, Halten bis das Kind in die Ruhe kommt
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